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Piero Cipollone
Member of the ECB's Executive Board
  • REDE

Aus der Abhängigkeit in die Autonomie: die Rolle eines digitalen Euro für die europäische Zahlungsverkehrslandschaft

Einleitende Bemerkungen von Piero Cipollone, Mitglied des EZB-Direktoriums, vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments

Brüssel, 23. September 2024

Ich freue mich, heute die neuen Ausschussmitglieder kennenzulernen, und Ihnen zu berichten, wo wir derzeit beim Projekt digitaler Euro stehen. Zunächst möchte ich Frau Lalucq zu ihrer Wahl zur Vorsitzenden des ECON-Ausschusses gratulieren.

Die EZB schätzt den offenen und wertvollen Austausch, den wir seit Beginn des Projekts mit dem ECON-Ausschuss pflegen. Ich werde mich auch in Zukunft in diesen Dialog einbringen und freue mich auf die weiteren Gespräche mit Ihnen.

Heute möchte ich mich auf drei zentrale Themen konzentrieren: Erstens die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern im europäischen Zahlungsverkehr. Zweitens die Vorteile, die der digitale Euro für alle hätte – für Verbraucherinnen und Verbraucher, den Handel und die Banken. Drittens unsere bisherigen Fortschritte beim Projekt digitaler Euro.

Ausländische Anbieter dominieren Europas Zahlungsverkehrslandschaft

Begeben wir uns auf eine Zeitreise in das Jahr 2030. Stellen Sie sich vor, Sie sind in Spanien und schauen sich ein Spiel der Fußball-WM an. Sie möchten gerne etwas trinken, können aber nur mit Alipay bezahlen. Dieses Szenario ist nicht so abwegig, wie es vielleicht scheint: Im Sommer 2024 konnte man die Tickets für die in Deutschland ausgetragene Fußball-WM nur mit Zahlungsmitteln chinesischer oder US-amerikanischer Firmen bezahlen.

Wäre so etwas in den Vereinigten Staaten denkbar? Also dass man zum Finale der American Football League geht, aber nicht mit einheimischen Zahlungsmitteln zahlen kann? Ich glaube nicht.

Selbstverständlich wird das Eurosystem dafür sorgen, dass die Menschen in Europa weiterhin mit Bargeld bezahlen können.[1] Allerdings kommen die Euro-Münzen und -Geldscheine immer seltener zum Einsatz, da die Leute zunehmend digital bezahlen und immer öfter online einkaufen.[2]

So kaufen zum Beispiel immer mehr Menschen ihre Lebensmittel online, wo man nicht bar bezahlen kann. Meist hat man für die Bezahlung lediglich die Wahl zwischen PayPal oder einem internationalen Kartensystem wie Visa oder Mastercard.

Außerdem verwenden immer mehr Leute digitale Wallets wie PayPal oder ApplePay auf ihren Smartphones. Bis 2027 dürften in Europa 40 % des E-Commerce und 27 % der Zahlungen im stationären Handel über diese Plattformen abgewickelt werden.[3]

Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen im Euroraum, die kein Bargeld annehmen, deutlich gestiegen.[4]

Dieser Trend trägt dazu bei, dass Ältere und technisch weniger versierte Menschen benachteiligt werden. Er bedeutet für uns auch Abhängigkeit von nichteuropäischen Firmen, und diese Abhängigkeit ist riskant.

Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie könnten nicht digital bezahlen. Vor zwei Wochen fielen beispielsweise bedeutende Teile des europäischen Marktes für Kartenzahlungen fast einen ganzen Tag lang aus.[5] Mit Zahlungen verhält es sich wie mit Strom, Gas und Wasser – wir betrachten sie so lange als selbstverständlich, bis sie einmal nicht mehr ohne Weiteres verfügbar sind. Was Energie betrifft, hat uns der Einmarsch Russlands in die Ukraine eine bittere Lektion erteilt. Beim Zahlungsverkehr darf uns das nicht passieren, das sind wir den Europäerinnen und Europäern schuldig.

Wir brauchen ein eigenes starkes System für digitale Zahlungen.[6] Erreichen können wir dies, indem wir das Zentralbankgeld fit für das digitale Zeitalter machen, also durch die Einführung eines digitalen Euro: einer digitalen Form von Bargeld, von einer Zentralbank ausgegeben, die alle Menschen im Euroraum verwenden könnten.[7]

Ein digitaler Euro würde Europa zu mehr finanzieller Souveränität und Widerstandsfähigkeit verhelfen, da er auf europäischer Technologie und Infrastruktur aufbauen würde. Er würde Europa in die Lage versetzen, eigenständig digitale Zahlungslösungen zu entwickeln und zu steuern, was die weitere Vertiefung des Binnenmarkts fördern würde.[8]

Vor allem aber würde der digitale Euro allen – Verbraucherinnen und Verbrauchern, dem Handel und den Banken – spürbare Vorteile bringen.

Vorteile für die Menschen in Europa

Wir unterstützen das Paket zur einheitlichen Währung[9] nachdrücklich, denn es sorgt dafür, dass Bargeld auch in Zukunft weithin zugänglich bleibt und allgemein akzeptiert wird. Gleichzeitig ist das Paket Wegbereiter für einen digitalen Euro, dank dem die Vorteile von Bargeld auch in der digitalen Welt erhalten blieben.

Verbraucherinnen und Verbraucher könnten im Euroraum überall mit digitalen Euro bezahlen, auch online. Mit einem digitalen Euro könnte man bezahlen und Zahlungen empfangen, es würden keine Gebühren anfallen, und er wäre so unkompliziert in der Handhabung wie Bargeld heute. Man bräuchte nur ein Gerät und müsste sich nur ein Passwort merken. Ein weiterer Vorteil eines einheitlichen Zahlungsmittels für jede Situation wäre, dass man seine Ausgaben leichter im Blick behalten kann.

Vor allem aber würde ein digitaler Euro die finanzielle Inklusion fördern, da sichergestellt wäre, dass niemand von seiner Nutzung ausgeschlossen ist.[10] Alle im Euroraum hätten Zugang zum digitalen Euro, etwa über eine App auf dem Handy oder mittels einer Karte. Man könnte also die Technologie wählen, mit der man sich am wohlsten fühlt, und es wäre egal, wie alt oder technisch versiert man ist.

Überdies würde ein digitaler Euro den besten Schutz von Privatsphäre und Daten bieten, der bei der derzeit in Großbetragszahlungssystemen verwendeten Technologie möglich ist.[11] Der Schutz personenbezogener Daten ist beim Projekt digitaler Euro seit jeher ein Schwerpunktthema.

Den digitalen Euro könnte man sowohl online als auch offline verwenden.[12] Die Offline-Funktion bietet quasi denselben Schutz der Privatsphäre wie Bargeld, denn die Details Ihrer Offline-Zahlungen wären nur Ihnen und dem Zahlungsempfänger bekannt. Auch bei Online-Zahlungen würden wir dafür sorgen, dass Ihre personenbezogenen Daten privat bleiben. Das Eurosystem wird Sie nicht identifizieren oder mit Ihren Zahlungen in Verbindung bringen können.[13]

Neue Chancen für den Handel

Ein digitaler Euro würde auch den Händlern in Europa neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

Aktuell sind die Händler in Europa meist auf einige wenige den Markt dominierende Online- oder Kartenzahlungsmethoden angewiesen. Häufig sitzen die Anbieter dieser Zahlungsmethoden in Ländern außerhalb der EU. Aktuell entfallen 64 % der Kartentransaktionen im Euroraum auf internationale Kartensysteme.[14]

Das kostet die Händler in Europa eine Menge Geld. Jahr für Jahr zahlen sie beträchtliche Summen an internationale Kartensysteme wie Visa oder Mastercard. Die Kosten tragen vor allem kleinere Händler, die drei- bis viermal höhere Gebühren stemmen müssen als ihre größeren Wettbewerber.[15]

Der digitale Euro würde einen Schutz für die Händler vorsehen, der darin bestünde, dass die Gebühren, die sie den Banken für die Zahlungsabwicklung zahlen müssten, nach oben begrenzt würden.[16] Durch den digitalen Euro würde also die Kluft zwischen den Gebühren verringert, die kleinere und größere Händler für digitale Zahlungen entrichten müssen.

Mit dem digitalen Euro gäbe es eine veritable Alternative zu bestehenden Zahlungslösungen. Somit hätten alle Händler, ob groß oder klein, eine bessere Verhandlungsposition und könnten mit anderen Anbietern günstigere Konditionen aushandeln. Dank seiner Offline-Funktion könnte er zudem als Sicherheitsnetz für Händler fungieren, denn er würde auch bei Internetproblemen oder Stromausfall funktionieren.[17]

Vorteile für Banken

Auch die Banken würden von einem digitalen Euro profitieren, insbesondere in unserer sich rasch wandelnden Zahlungsverkehrslandschaft, in der immer neue Akteure – vor allem nichteuropäische Big-Tech-Firmen – in den Markt eintreten. Die Banken würden für ihre Dienste vergütet, das Eurosystem würde die Kosten des Systems und der Infrastruktur für den digitalen Euro tragen.

Vergleicht man den digitalen Euro mit Diensten wie PayPal oder Apple Pay, werden die Vorteile für Banken noch offensichtlicher. Beispielsweise verdienen Banken nichts daran, wenn man seine PayPal-Wallet per Überweisung aufstockt. Und bei Apple Pay müssen die Banken sogar dafür bezahlen, dass ihre Karten in der Apple Wallet verwendet werden können.

Mit dem digitalen Euro ließe sich zudem eine neue Einnahmequelle erschließen, da Banken ihren Kundinnen und Kunden zusätzliche Dienste anbieten könnten.[18]

Durch enge Zusammenarbeit mit den Marktteilnehmern gewährleisten wir, dass der digitale Euro weitestmöglich auf vorhandenen Standards aufbaut. Das dämmt die Kosten ein und fördert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zahlungsverkehrslandschaft.[19]

Außerdem könnten Karten oder Apps, die es derzeit nur in einem Land oder ein paar Mitgliedstaaten gibt, diese Standards nutzen und somit Kunden im gesamten Euroraum erreichen, ohne hierfür in eine neue Akzeptanzinfrastruktur investieren zu müssen. Ein digitaler Euro würde also bedeuten, dass die europäischen Anbieter von Zahlungsdienstleistungen ihren Kunden ihr Produkt ganz bequem in allen Ländern des Euroraums anbieten könnten – so wie die internationalen Kartenanbieter. Dies würde auch die Verhandlungsposition der Banken gegenüber diesen Unternehmen verbessern.

Zu guter Letzt wären Banken und andere Zahlungsdienstleister für die Bereitstellung eines digitalen Euro zuständig und insofern die einzigen Anlaufstellen für die Nutzerinnen und Nutzer eines digitalen Euro. Den Banken könnte der digitale Euro angesichts des steigenden Wettbewerbs im Zahlungsverkehr daher bei der Kundenbindung helfen.

Projektvorbereitungen laufen auf Hochtouren

Nun möchte ich kurz berichten, wo wir aktuell beim Projekt digitaler Euro stehen.[20]

Der Startschuss für die Untersuchungsphase fiel im Jahr 2021. Derzeit befinden wir uns in der Mitte der Vorbereitungsphase, die noch etwa ein Jahr dauern wird.

Einer unserer Schwerpunktbereiche in dieser Phase besteht in der Entwicklung einer Methode, mit der wir bestimmen können, wie viel digitale Euro eine Person maximal halten darf.[21] Die Guthabenobergrenzen sind wichtig, um die Finanzstabilität sicherzustellen und zu verhindern, dass es zu großvolumigen Transfers von Bankeinlagen in digitale Euro kommt, gerade in Krisenzeiten.

Dieser Maximalbetrag wäre hoch genug, damit das Nutzererlebnis des digitalen Euro nicht beeinträchtigt würde.[22]

Fachleute der EZB, der nationalen Zentralbanken des Eurosystems und der nationalen zuständigen Behörden haben ausgehend von ihren jeweiligen spezifischen Kenntnissen mit der Ermittlung der Faktoren begonnen, die Einfluss auf die Kalibrierung der Obergrenze haben könnten. Grundlage bildeten drei zentrale Bereiche des Verordnungsvorschlags: Nutzbarkeit, Geldpolitik und Finanzstabilität.[23]

Der exakte Maximalbetrag, der in digitalen Euro gehalten werden könnte, würde zeitlich näher am potenziellen Ausgabetag festgelegt und auf der Grundlage eines klar definierten Governance-Prozesses, der im Verordnungsentwurf[24] beschrieben ist. Es ist uns jedoch wichtig, dass unsere Methode voraussehbar ist. Die Fachleute der EZB stehen daher regelmäßig mit Verbraucherinnen und Verbrauchern, Händlern und Finanzinstituten in Kontakt, damit alle über den Stand der technischen Arbeiten informiert sind, und um Feedback einzuholen.

Wir arbeiten auch an der Fertigstellung des Regelwerks für den digitalen Euro. Das Regelwerk wird klare Regeln und Standards vorgeben, damit das Nutzererlebnis für alle Menschen im Euroraum gleich ist.[25] Dies wird auch privaten Firmen bei der Einführung ihrer eigenen Lösungen helfen.[26] Außerdem arbeiten wir eng mit den Vertretern der Rulebook Development Group zusammen. Darunter sind u. a. Verbraucherinnen und Verbraucher, Einzelhändler, Banken und Nichtbanken.

Darüber hinaus sind wir aktuell dabei, Anbieter auszuwählen[27], die in der Lage wären, eine Plattform und Infrastruktur für den digitalen Euro zu entwickeln.[28]

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass wir uns eingehend mit anderen wichtigen technischen Aspekten wie dem Datenschutz und einer Offline-Funktion für den digitalen Euro befassen. Wir werden Sie über diese Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Der EZB-Rat wird bis Ende 2025 entscheiden, ob wir zur nächsten Projektphase übergehen. Der EZB-Rat wird die Entscheidung über die Ausgabe eines digitalen Euro allerdings erst treffen, wenn die EU-Gesetzgeber den erforderlichen Rechtsakt verabschiedet haben.

Schlussfolgerung

Die Einführung eines digitalen Euro im gesamten Euroraum würde einige Zeit dauern, ist für Europas Zukunft aber von entscheidender Bedeutung. Weltweit befassen sich Länder mit der eventuellen Ausgabe einer digitalen Zentralbankwährung für Massenzahlungen. Wenn wir Standards setzen und weiter bei den Vorreitern dabei sein wollen, ist Eile geboten.

Der digitale Euro ist ein gemeinsames europäisches Projekt. Aus diesem Grund stehen wir mit allen relevanten Interessenträgern im Austausch und hören uns an, was diese bewegt und was sie zu diesem Thema zu sagen haben. Den regelmäßigen Austausch mit dem Europäischen Parlament möchte ich auch künftig fortsetzen.

Einen digitalen Euro einzuführen, den alle Banken und sonstige Anbieter ihren Kunden bereitstellen und alle Händler überall im Euroraum entgegennehmen, würde mehrere Jahre dauern. Die Marktteilnehmer brauchen Gewissheit, um Investitionen in den digitalen Euro zu tätigen. Voraussetzung hierfür ist, dass sich Gesetzgeber und Zentralbank untereinander koordinieren.

Für die Arbeit am digitalen Euro, die der ECON-Ausschuss bis dato geleistet hat, bin ich sehr dankbar. Die Ausarbeitung der rechtlichen Aspekte liegt nun in Ihren Händen. Die EZB steht selbstverständlich bereit, sich mit dem Team, das für die Verhandlungen zuständig ist, abzustimmen und dieses bei Bedarf mit Fachwissen zu unterstützen.

Die Arbeit an den rechtlichen und technischen Aspekten sollte parallel, zügig und in enger Abstimmung voranschreiten. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass der digitale Euro die finanzielle Souveränität Europas stärkt und allen seinen Bürgerinnen und Bürgern Nutzen bringt.

  1. Die Bargeldstrategie des Eurosystems hat zum Ziel, dass Bargeld auch in Zukunft als Zahlungsmittel und als Wertaufbewahrungsmittel verfügbar ist und allgemein akzeptiert wird. Siehe auch EZB, EZB wählt „Europäische Kultur“ sowie „Flüsse und Vögel“ als mögliche Themen für künftige Euro-Banknoten aus, Pressemitteilung vom 30. November 2023.

  2. Siehe EZB, Study on the payment attitudes of consumers in the euro area (SPACE), Dezember 2022.

  3. Siehe Worldpay, The Global Payments Report, 2024.

  4. Zwischen 2021 und 2024 ist der Anteil der Unternehmen, die keine Barzahlungen akzeptieren, von 4 % auf 12 % gestiegen. Siehe EZB, Use of cash by companies in the euro area in 2024, 18. September 2024.

  5. Am 12. September 2024 konnte wegen Problemen bei einem IT-Dienstleister in ganz Deutschland und in anderen europäischen Ländern nicht mit Karte bezahlt werden.

  6. Siehe Eurosystem retail payments strategy. Siehe auch P. Cipollone, Innovation, integration and independence: taking the Single Euro Payments Area to the next level, Rede bei einer Konferenz der EZB zum Thema „An innovative and integrated European retail payments market“, Frankfurt am Main, 24. April 2024.

  7. Zentralbankgeld in digitaler Form gibt es bereits für Transaktionen zwischen Finanzmarktteilnehmern, durch TARGET-Dienste. Im April 2023 gaben wir bekannt, dass das Eurosystem prüfen wird, wie Großbetragszahlungen, die mit alternativen Technologien wie Distributed-Ledger-Technologie erfasst werden, in Zentralbankgeld abgewickelt werden könnten. Wir haben eigens eine Task Force innerhalb des Eurosystems sowie eine spezielle Marktkontaktgruppe eingerichtet, um Input von Fachleuten einzuholen. Weitere Informationen finden sich auf der EZB-Website.

  8. Siehe E. Letta, Much more than a market, April 2024.

  9. Im Juni 2023 legte die Europäische Kommission zwei Vorschläge vor. Diese zielen darauf ab, dass Privatpersonen wie auch Unternehmen überall im Euroraum auch in Zukunft Zugang zu Euro-Banknoten und -Münzen haben und mit ihnen bezahlen können. Und sie enthalten ein Rahmenwerk für eine neue, digitale Form des Euro, die die EZB möglicherweise künftig ergänzend zum Bargeld ausgeben wird. Siehe Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Euro-Banknoten und Euro-Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel, Europäische Kommission, COM(2023) 364 final, 28. Juni 2023 und Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einführung des digitalen Euro, Europäische Kommission, COM(2023) 369 final, 28. Juni 2023. Siehe auch Stellungnahme der Europäischen Zentralbank vom 31. Oktober 2023 zum digitalen Euro (CON/2023/34).

  10. Artikel 14 des Verordnungsvorschlags sieht vor, dass auch Menschen ohne Bankkonto Zugang zum digitalen Euro bekommen. Außerdem sollen Menschen, die Hilfe beim Einstieg in die Nutzung des digitalen Euro benötigen, persönliche Unterstützung erhalten. Nähere Informationen hierzu enthält eine Präsentation der EZB, Digital financial inclusion, 8. Fachtagung des ERPB zum digitalen Euro, 12. Mai 2023.

  11. Siehe M. G. A. Daman, Making the digital euro truly private, Der EZB-Blog, 13. Juni 2024.

  12. Dank der Offline-Funktion könnte man den digitalen Euro sogar dann verwenden, wenn die Internetverbindung schlecht ist oder es überhaupt kein Netz gibt. Bevor man eine Zahlung tätigen kann, muss man sein Konto für Offline-Zahlungen in digitalen Euro zunächst mit Geld aufladen. Letzteres würde lokal auf dem jeweiligen Gerät gespeichert. Am Zahlungsvorgang wäre keine dritte Partei beteiligt.

  13. Die uns zugänglichen Daten wären pseudonymisiert. Das heißt, wir könnten keine personenbezogenen Daten sehen, die es uns ermöglichen, die Identität der zahlenden Person zu ermitteln. Die Bank des Nutzers hätte nur Zugriff auf jene Daten, die sie zur Einhaltung von EU-Vorschriften benötigt. Es ist uns wichtig, die allerneusten Technologien zum Schutz personenbezogener Daten einzusetzen. Gleichzeitig werden wir auch künftig neue Maßnahmen prüfen, die gut umsetzbar und wirkungsvoll sein könnten.

  14. Laut der jüngsten Zahlungsverkehrsstatistik der EZB wird bei nahezu zwei Dritteln (64 %) aller elektronisch veranlassten Transaktionen mittels im Euroraum ausgegebener Karten ein internationales Kartensysteme genutzt.

  15. EHI, Zahlungssysteme im Einzelhandel 2023, 2023.

  16. Der Verordnungsvorschlag sieht ein Ausgleichsmodell vor, das im Einklang mit den folgenden Grundsätzen faire wirtschaftliche Anreize für alle Beteiligten (z. B. Verbraucher, Händler und Banken) setzt: a) der digitale Euro wäre ein öffentliches Gut und seine Nutzung für einfache Bezahlvorgänge daher umsonst; b) Zahlungsdienstleister würden von Händlern für die Dienste rund um den digitalen Euro Gebühren verlangen, um ihre Bereitstellungskosten zu decken, wie schon heute bei anderen digitalen Zahlungsmitteln der Fall; Zahlungsdienstleister könnten zusätzlich zu den Dienstleistungen für die grundlegende Nutzung des digitalen Euro weitere Services für ihre Kunden entwickeln; c) für die Gebühren, die Händler an die Zahlungsdienstleister für Dienste im Zusammenhang mit digitalen Euro entrichten müssten, gäbe es eine Obergrenze, damit, wie im Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission für einen digitalen Euro vorgesehen, keine übermäßigen Gebühren anfallen, d) das Eurosystem würde die Ausgabekosten tragen, wie heute bei der Banknotenproduktion bereits der Fall.

  17. Am 18. November 2023 kam es z. B. aufgrund eines Systemausfalls bei der Online-Plattform Redsys zu massiven Problemen im spanischen Bankensystem – in weiten Teilen des Landes waren zentrale Finanzdienste nicht mehr verfügbar.

  18. Ein Beispiel hierfür sind bedingte Zahlungsvorgänge (Zahlungen, die bei Erfüllung im Voraus vereinbarter Bedingungen automatisch angewiesen werden) oder Funktionen, die es ermöglichen, eine Rechnung unkompliziert mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen.

  19. Im Rahmen des Euro Retail Payments Board, ein hochrangiges strategisches Gremium mit der Aufgabe, in der EU die Integration, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit von Massenzahlungen in Euro voranzutreiben, arbeitet die EZB regelmäßig mit Marktteilnehmern zusammen. Weitere Informationen finden sich auf der EZB-Website.

  20. Weitere Informationen zu den Fortschritten beim Projekt digitaler Euro finden sich in Progress on the preparation phase of a digital euro – First progress report, 24. Juni 2024.

  21. Unternehmen und Stellen der öffentlichen Hand könnten Zahlungen in digitalen Euro zwar entgegennehmen und verarbeiten, dürften selbst aber keine Guthaben halten.

  22. Mit der Wasserfall-Funktion könnten Zahlungen in digitalen Euro jenseits der Guthabenobergrenze getätigt und empfangen werden, indem ein Konto für digitale Euro mit einem Bankkonto bei einer Geschäftsbank verknüpft wird. Eine eingehende Zahlung in digitalem Zentralbankgeld, mit der die Guthabenbegrenzung überschritten würde, könnte also automatisch in Guthaben auf einem Bankkonto bei einer vom Endnutzer gewählten Geschäftsbank umgewandelt werden. Mit der umgekehrten Wasserfall-Funktion könnten Endnutzer auch dann Zahlungen begleichen, wenn der zu zahlende Betrag höher ist als ihr aktuelles Guthaben in digitalen Euro. Zusätzliche liquide Mittel würden vom verknüpften Geschäftsbankkonto abgezogen, und die Transaktion würde in voller Höhe in digitalen Euro erfolgen.

  23. In diesem Zusammenhang hat die EZB einen Dialog angeregt und eine Datenerhebung eingeleitet, um die für die Bewertung erforderlichen granularen Daten zu erhalten. Siehe EZB, Update on workstream on the methodology for the calibration of holding limits, 11. April 2024.

  24. Siehe auch Artikel 40 des Verordnungsentwurfs zum digitalen Euro, wonach die EZB dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission vor der geplanten Einführung des digitalen Euro Informationen über die Instrumente bereitstellen muss, durch die seine Nutzung beschränkt werden soll, und zu den Parametern, die die EZB in Anbetracht des vorherrschenden finanziellen und monetären Umfelds zu beschließen gedenkt.

  25. Das Eurosystem hat eine Rulebook Development Group für das System des digitalen Euro eingerichtet. Ziel ist es, Input von der Finanzindustrie, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Händlern einzuholen. Die Gruppe besteht aus 22 Fachleuten aus dem öffentlichen und privaten Sektor mit Erfahrung im Finanzwesen und im Zahlungsverkehr. Siehe EZB, Members of the Rulebook Development Group, 15. Februar 2023. Vor einigen Wochen haben wir den dritten Bericht zu den Fortschritten der Rulebook Development Group veröffentlicht. Weitere Informationen enthält das vom 5. September 2024 datierte Schreiben von Piero Cipollone an Aurore Lalucq, Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments, bezüglich des Berichts Update on work of digital euro Rulebook Development Group.

  26. Ein digitaler Euro würde eine alternative Akzeptanzinfrastruktur für alltägliche Zahlungen bieten, die Zahlungsdienstleister und -systeme nutzen könnten, um ihre Lösungen im gesamten Euroraum einzuführen.

  27. Im Sinne der genannten Schwerpunkte Souveränität und Widerstandsfähigkeit dürfen nur in der EU registrierte Unternehmen an unseren Ausschreibungen teilnehmen.

  28. Für nähere Informationen hierzu siehe EZB, Calls for applications for digital euro component providers, MIP News, 3. Januar 2024; und das Schreiben von Piero Cipollone an Irene Tinagli, ehemals Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments, mit dem Betreff Update on work of digital euro Rulebook Development Group and start of selection procedure for potential digital euro providers vom 3. Januar 2024.

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